So geht digitale Transformation

Projektbericht von Sebastian Lay, Rational AG

Digitalisierung findet nicht nur in geschlossenen Produktionsbetrieben statt, sondern im Rahmen von Digitalen Dienstleistungen zunehmend auch mit Fokus auf den Anwender.

Durch die Vernetzung von Produkt und Anwender eröffnen sich neue Wege zur Erhöhung des Kundennutzens und insgesamt eine Intensivierung der Customer Journey. Auch in der Gastronomie steigt der Bedarf an Digitalisierung und Vernetzung stark an. Hintergründe sind zum einen der zunehmende Fachkräftemangel und die Veränderungen in Richtung Systemgastronomie und Filialstrukturen.

RATIONAL hat vor vielen Jahren bereits erkannt das Fachkräftemangel in Profiküchen eine ernstzunehmende Veränderung der Marktsituation darstellt und hat das autonome Kochen mit seinen Gargeräten realisiert. Mit den Jahren ist die Anzahl neuer gastronomischer Konzepte gestiegen, Backwaren und Snacks an Tankstellen und bei Lebensmitteldiscountern sind gang und gäbe und die Systemgastronomie ist weiter verbreitet denn je. Diese neuen Konzepte basieren in der Regel auf mehr als einer Filiale, mehr als einem Gargerät in einer Küche, das von einem Koch bedient wird. Hier geht es plötzlich um gleichbleibende reproduzierbare Speisenqualität bei geringstem Aufwand für Anwendertrainings und Änderungen des Speisenangebotes.

Aufgrund dieser echten Anforderungen wurde ein Cloud-basiertes M2M-Vernetzungsportal für Kunden der RATIONAL AG entwickelt, dass die einfach zu bedienende und flexibel anpassbare Vernetzung von Gargeräten ermöglicht. Regional oder global agierende Kunden können damit all Ihre Gargeräte verbinden und Softwareupdates und Änderungen der Garprogramme vornehmen und werden automatisch über wichtige Servicefälle informiert.

Im Vortrag wird darauf eingegangen, wie ein komplexes, innovatives Digitalisierungsprojekt umgesetzt wurde: Wie begegnet man Bedenkenträgern, wie bringt man die vielfältigen und manchmal konträren Anforderungen zusammen und wie realisiert man das Projekt in einem vorher festgelegten kurzen Entwicklungszeitrum bis zur Markteinführung. (agiles Projektmanagement)?

 

Interview mit Sebastian Lay - Digitale Transformation
Projekt: M2M und Online-Portal der Rational AG

Sebastian Lay ist seit Anfang 2015 bei RATIONAL für den Bereich Vernetzung und digitale Dienstleistung verantwortlich und hat aktuell das Projekt zur Entwicklung des Onlineportals „ConnectedCooking“ fertiggestellt und weltweit für die Kunden der RATIONAL AG ausgerollt. Seit 2003 ist Sebastian Lay im Bereich der M2M-Kommunikation und Onlinelösungen tätig und war vor RATIONAL Senior Produktmanager für ein elektronisches Flottenmanagement- System bei der VISPIRON AG mit Sitz in München.

ISS: Herr Lay, Sie haben für die Kunden der Rational AG eine Online-Plattform aufgebaut und international eingeführt. Worum handelt es sich dabei?

Lay: Mit der Onlineplattform können unsere Kunden ihre Geräte vernetzen, zentral verwalten. Sie können auch ihre Servicepartner einladen und dann Fehlermeldungen automatisch vom Gerät an den Servicepartner senden lassen. Wenn Updates, z. B. ein neues Garprogramm, installiert werden sollen, läuft bis dato über USB-Sticks, da fährt tatsächlich jemand durch die Republik und macht das manuell. Das wird jetzt über die Onlineplattform gelöst, mit ein paar Mausklicks.

ISS: Damit erzielen Sie im Markt erhebliche Wirkung, werden schneller und für den Kunden bequemer – oder?

Lay: Ja, wir haben mehrere große Kunden, die mehrere hundert oder tausend Geräte im Einsatz haben. Jetzt schaffen wir es, dass gleichbleibende Qualität produziert wird, zentral gesteuert, an allen Standorten. Auch unsere kleineren Kunden oder Restaurants gewinnen großen Nutzen und Sicherheit durch das System.

ISS: Sie haben das in kürzester Zeit gelöst, was waren die wesentlichen Herausforderungen dabei?

Lay: Richtig. Es war zu 100 % ein agiles Projekt, nach Scrum entwickelt, wir hatten ein Scrum-Team. Entsprechend meiner Rolle war ich Product Owner. In der gesetzten Zeit haben wir das dann durchgezogen, mit aller Dynamik, bis zum Schluss sind noch Änderungen reingekommen, was Prioritäten anging aber auch neue Funktionen. Das ist ja auch die große Stärke des agilen Vorgehens, Sie schreiben am Anfang nicht das Pflichtenheft und arbeiten das dann ab und nach einem Jahr kommt die Software-Firma und stellt Ihnen die Lösung vor und Sie stellen dann fest, die Hälfte von dem, was wir uns damals überlegt hatten, funktioniert so nicht und dann macht das keinen Sinn. Sondern wir haben wirklich den Vorteil gehabt, dass wir nichts festgeschrieben haben.
Wir sind gestartet mit einem guten Umfang an Funktionen, aus dem man schon mal ableiten konnte, was der Rahmen dieses Projektes sein musste, aber nicht bis ins Detail definiert und auch nicht, was die Anforderungen angeht. Im Rahmen des agilen Projekts planen Sie nur zwei Wochen vor, das ist der Vorteil. Ganz zum Schluss zum Beispiel, wir ware zwei Wochen vor geplantem Abschluss, haben wir noch eine Funktion eingebaut, mit der man sich spezielle Log-Dateien von den Geräten ziehen kann. Das hatten wir vorher noch nicht auf dem Schirm.

ISS: Damit ist eine Onlineplattform entstanden, die für Kundenupdates wie auch interne Bedarfe genutzt werden kann. Kann der Kunde auch einen Rufbutton betätigen?

Lay: Momentan erscheint der Button nur, wenn das Gerät einen Fehler meldet. Wir werden das aber noch weiter entwickeln, dass man manuell einen Fehler einstellen kann, wenn das Gerät selbst keinen gemeldet hat. Das ist erforderlich, wenn eine Undichtigkeit in einer Schlauchverbindung vorliegt, dann wird das Gerät keinen Fehler elektronisch melden.

ISS: Also eine M2M-Lösung und ein Online-Portal?

Lay: Für ein besseres Bild können Sie sich mal die RATIONAL Webseite anschauen, erreichbar unter www.Connectedcooking.com. Wir haben das Projekt jetzt weltweit ausgerollt und erwarten sehr schnell eine hohe Geräteanzahl, die dann vernetzt ist. Man registriert sich als neuer Kunde und kann dann selbständig neue Geräte hinzufügen. QR-Code und eine Smartphone-Applikation machen den Vorgang kinderleicht und von jedermann bedienbar.

ISS: Was war der Auslöser für das Projekt „M2M und Online-Plattform“?

Lay: Wir hatten eine große Nachfrage aus dem Markt, was das Thema Vernetzung angeht. Auch in der Welt der Profigastronomie wächst der Bedarf an Lösungen um Prozesse und Abläufe durch intelligente Lösungen zu optimieren. Und jetzt bin ich auch erleichtert und glücklich, dass wir es pünktlich geschafft haben. Der Termin zur Einführung des Projektes wurde zu Beginn bereits festgelegt.

ISS: Und wie haben Sie die Menschen im Projekt mitgenommen?

Lay: Die Kundenerwartung war ein Antrieb und ein Argument. Das A und O ist es allerdings, mit den Leuten zu sprechen, ihnen die Ängste zu nehmen. Auch vom Produkt her musste man schauen, es so einfach wie möglich zu gestalten. Aus der Erfahrung funktioniert das gut, wenn man sich zusammen an den Tisch setzt und sagt „aus technischer Sicht haben wir uns überlegt, es gibt diese und jene Möglichkeiten“ und dann zusammen überlegt, mit welcher Lösung alle am besten überleben können. Dann hat man automatisch eine ganz andere Akzeptanz. Im Rahmen eines agilen Projekts hat man sehr kurze Entwicklungsabschnitte, zwischen einer bis maximal vier Wochen. Nach jedem Entwicklungsabschnitt, dem sogenannten Sprint, kann man etwas zeigen. Die Kollegen wurden eingeladen und die Funktion gezeigt. Waren alle damit zufrieden oder musste nochmal nachgesteuert werden? So konnte sich jeder einbringen und wenn etwas nicht gepasst hat, wurde im folgenden Sprint nachgebessert.

ISS: Vielen Dank Herr Lay, das wird ja ein spannendes Referat auf dem Trendworkshop Service, Sie berichten über agile Projektmanagementmethoden und zeigen eine hochaktuelle M2M und Online-Plattform-Lösung – wir freuen uns auf Sie am 1. Juni in Hamburg! Der ISS Trendworkshop Service ist eine jährlich stattfindende Veranstaltung, die aktuelle Themen und Trends zur Entwicklung von Unternehmen mit Dienstleistungen aufzeigt und damit Anregungen für die Entwicklung im eigenen Unternehmen bietet.